Legasthenie und Dyskalkulie – Kinder mit unsichtbarer Behinderung
Manja Körfer ist neue Landesbeauftragte für NRW des Bundesverbandes für Legasthenie und Dyskalkulie
In einer idealen Schulwelt, würde jedes Kind mit seinen Schwächen und Stärken individuell gesehen und gefördert. Dass ihre Tochter nicht in einer idealen Schulwelt lebt, weiß Manja Körfer aus Troisdorf spätestens, seit bei ihrer Tochter in der 5. Klasse auf dem Gymnasium Legasthenie offiziell festgestellt wurde. Legasthenie ist eine unsichtbare Behinderung. Bis zu 8 % der Kinder und Erwachsenen in Deutschland sind betroffen. Die Bandbreite ist groß: Manche Kinder können schlecht bis gar nicht lesen oder schreiben, andere vergessen jeden Buchstaben wieder, wenn sie dies nicht regelmäßig trainieren.
Manja Körfer, neue Landesbeauftragte für NRW des Bundesverbandes für Legasthenie und Dyskalkulie, möchte über die Behinderung aufklären. Sie hat Anfang des Jahres in Troisdorf-Oberlar eine Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern mit Legasthenie und Dyskalkulie gegründet. Die Gruppe trifft sich monatlich in der Geschäftsstelle des Paritätischen Rhein-Sieg und wird von der Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt.
Hier trifft Manja Körfer auf Eltern, die sich große Sorgen machen und ihre Kinder aus Unkenntnis noch zusätzlich unter Druck setzen: „Eltern müssen lernen, dass man Legasthenie und Dyskalkulie nicht wegtrainieren kann. Das sind Behinderungen. Kinder können zwar Strategien für den Umgang lernen, aber: Das wird nicht weggehen!“ Sie empfiehlt, dass Familien den Druck rausnehmen und die Kinder in den Sachen stärken, die sie gut können. Denn davon gibt es so Vieles.
In der Gruppe geht es auch darum, sich gegenseitig den Rücken zu stärken, denn die Eltern sind oft verzweifelt, weil den Kindern in den Schulen der Nachteilsausgleich – wie Zeitzugaben oder der Einsatz von Hilfsmitteln – nicht so gewährt wird, wie es vorgesehen ist. „Es gibt klare Regelungen vom Land, die werden aber nicht gut umgesetzt,“ weiß Manja Körfer.
Die Verlierer in dieser Gemengelage sind die Kinder. Manja Körfer: „Ich erlebe jeden Tag, wie Eltern berichten, dass ihre Kinder Angst vor der Schule haben, dass sie Depressionen bekommen, dass sie über Suizid nachdenken. Wenn du von einem Lehrer hörst: ´Es ist mir egal, ob du eine Legasthenie hast oder nicht, da musst du jetzt durch`, dann ist das nicht richtig. Da muss ganz viel in den Köpfen der Menschen passieren.“
Deshalb ist Aufklärung und Lobbyarbeit bis ins Schulministerium so wichtig, denn es braucht klare Richtlinien von oben, an die sich Lehrer*innen bei allen Herausforderungen ihres Arbeitsalltages verbindlich halten können und müssen.
Übrigens sind Legasthenie und Dyskalkulie vor allem in der Schulzeit ein Problem. Manja Körfer kennt viele Menschen, die auch mit diesen Behinderungen gut durchs Erwachsenenleben kommen, weil sie jedes technische Hilfsmittel ganz selbstverständlich nutzen – beispielsweise das Vorlesen eines Textes über einen Stimmengenerator.
Informationen zur Gruppe:
Treffen am letzten Mittwoch im Monat um 18 Uhr, Geschäftsstelle Paritätischer Rhein-Sieg in Troisdorf-Oberlar
Kontakt: elterngruppe-rhein-sieg@ledy-nrw.de
https://www.bvl-legasthenie.de/
Selbsthilfe Rhein-Sieg-Kreis
Pressemitteilung vom 11. November ’25 um 10:06 h