„Gewalt kommt uns nicht in die Tüte!“
Bäckereien verteilen kreisweit Brötchentüten zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen
Rhein-Sieg-Kreis (hei) – 200.000 orange Brötchentüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt uns nicht in die Tüte!“ werden am 25. November ausgegeben. 11 Telefonnummern wichtiger Anlaufstellen, zum Beispiel des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ (in 18 Sprachen), der regionalen Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen sowie der Beratungsstelle für Männer und Jungen und des Hilfetelefons „Gewalt an Männern“ sind aufgedruckt; ein QR-Code und ein Link leiten zu den Informationen des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis weiter.
„Wir als Gesellschaft dürfen nicht wegsehen und müssen die Betroffenen bestärken und ihnen zur Seite stehen. Und wir müssen ein Umfeld schaffen, in dem die Opfer sich trauen, die Polizei zu rufen bzw. die Beratungsstellen aufzusuchen“, betonte jetzt Landrat Sebastian Schuster im Siegburger Kreishaus bei der Vorstellung der Aktion, gemeinsam mit der Bäckerinnung der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg, dem Runden Tisch gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis, den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Rhein-Sieg-Kreis und der Bundesstadt Bonn. „Die Verteilung dieser besonderen Brötchentüte leistet einen wichtigen Beitrag zur Enttabuisierung von häuslicher Gewalt“, war sich Landrat Sebastian Schuster mit allen Beteiligten einig.
„Das Thema braucht jeden Tag die Aufmerksamkeit Aller, wie Familie, Nachbarschaft, Freundeskreis, das nähere Umfeld!“, appellierte Katja Milde, Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Sieg-Kreises.
Denn häusliche Gewalt ist nie privat! Beim alltäglichen Brötchenkauf werden Kundinnen und Kunden und die von häuslicher Gewalt Betroffenen sowie ihr Umfeld auf regionale Hilfsangebote aufmerksam gemacht. Nachbarn, Freundinnen und Freunde, Bekannte sowie Arbeitskolleginnen und -kollegen sollen für das Thema sensibilisiert werden.
Die Spirale der Gewalt gegen Frauen muss unterbrochen werden, denn: jede 3. Frau in Deutschland hat sexuelle oder körperliche Gewalt in ihrem Leben erfahren; ein großer Teil entfällt auf die Partnerschaftsgewalt. Doch nur wenige der Frauen, die Gewalt erfahren, nutzen Beratungs- und Unterstützungsangebote. Dem will die Aktion entgegenwirken! Sie möchte Frauen dazu bewegen, sich bei Gewalt durch den Partner Unterstützung zu holen, um aus der Situation heraus zu kommen.
Dank der beteiligten Bäckereien können die Hilfsangebote noch breiter gestreut werden. Diese Form öffentlicher Solidarität macht deutlich, dass es richtig und wichtig ist, sich bei Partnerschaftsgewalt sofort Unterstützung zu holen.
Dies ist umso dringlicher, da laut Statistik des Bundeskriminalamtes zum umfassenden Lagebild häusliche Gewalt für das Berichtsjahr 2023 die Zahlen polizeilich registrierter Partnerschaftsgewalt bundesweit nahezu kontinuierlich ansteigen: gegenüber dem Vorjahr um 6,4 %. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer, da viele Taten der Polizei nicht gemeldet werden, etwa aus Angst oder Scham. Ganz überwiegend trifft Gewalt im häuslichen Kontext Frauen: 79,2 Prozent der Opfer von Partnerschaftsgewalt sind weiblich. 2023 wurden bundesweit 155 Frauen vom Partner oder Ex-Partner getötet.
Partnerschaftsgewalt zeigt sich in vielen Facetten: Schläge, körperliche Misshandlungen, psychischer Terror, sexualisierte Übergriffe, oder der Mann bestimmt über Geld und Aufenthaltsort. Auch die Kinder der misshandelten Frauen sind Gewaltopfer, die Schutz und Hilfe benötigen! Bei akuter Gefahr und Bedrohung durch den Partner sollten Frauen sofort die Polizei alarmieren und anschließend ein Beratungsangebot aufsuchen, z.B. das der Frauenberatungsstellen in Troisdorf oder in Bad Honnef. Ein weiterer Weg kann ins Frauenhaus führen. Sowohl das Frauenhaus des Rhein-Sieg-Kreises als auch das autonome Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf sind bei freien Plätzen Tag und Nacht erreichbar.
Rhein-Sieg-Kreis
Pressemitteilung Nr. 328 vom 25. November 2024, 14:51 h