Lesegeräte

Stadtbibliothek Troisdorf:
Neue KI-gestützte Lesegeräte für Blinde und Sehbehinderte

Die Stadtbibliothek Troisdorf erweitert ihr barrierefreies Angebot: Auf Initiative der Selbsthilfegruppe Augenblick mal! wurden drei hochwertige Lesegeräte für blinde und sehbehinderte Menschen angeschafft. Diese innovativen Geräte, entwickelt von der Firma Helptech, bieten eine Vielzahl von Funktionen, die den Alltag der Betroffenen erleichtern.

Die Geräte sind speziell ausgestattete Smartphones mit einer leistungsstarken Software, die sehbehinderten und blinden Menschen umfangreiche Unterstützung bietet. Zu den Funktionen zählen ein Vorlesegerät, ein mehrsprachiger Übersetzer, eine KI-gestützte Bildanalyse, ein Barcode- und Etikettenleser sowie eine Geldscheinerkennung. Zudem verfügen die Geräte über eine Lupenfunktion, die eine vergrößerte Darstellung von Texten und Objekten ermöglicht.

„Vorrangig sollen die Geräte zunächst in der Stadtbibliothek zum Einsatz kommen – etwa, um Bücher, Zeitschriften oder Strickhefte direkt vor Ort lesen oder vorgelesen bekommen zu können. Sie können aber auch entliehen werden, damit Interessierte testen können, ob das Gerät auch im Alltag – etwa beim Einkaufen oder zu Hause – eine Hilfe ist“, erklärt Philipp Maaß, Leiter der Stadtbibliothek Troisdorf.

Wie hilfreich die Technik tatsächlich ist, zeigen zahlreiche persönliche Erfahrungsberichte aus dem Gesprächskreis Sehbehinderung Augenblick mal!:

Irmgard Stuhr etwa nutzt das Gerät zu Hause, um Gewürze zu identifizieren: „Ich habe die Gewürze daruntergelegt und das Gerät hat mir genau gesagt, was es ist – selbst wenn kein Barcode vorhanden war.“

Gabriele Schröder schildert, wie sie das Gerät sogar mit zum Einkaufen nahm: „Ich konnte damit selbstständig einkaufen, ohne Hilfe. Nur wenige Artikel wurden nicht erkannt – das war eine echte Erleichterung.“

Auch in der Stadtbibliothek selbst ist das Gerät für sie ein großer Gewinn: „Ich bin nicht in der Lage, eine Zeitschrift oder ein Buch zu lesen. Aber durch die Lupenfunktion und das Vorlesen wusste ich: Das Buch nimmst du mit, das lässt du lieber hier.“

Dirk Schäfer, der das Gerät bei der Vorstellung ausführlich demonstrierte, hebt die technische Vielseitigkeit hervor: „Das Gerät kann mehr, als man auf den ersten Blick erwartet. Es liest ganze Zutatenlisten vor, erkennt Umgebungen – zum Beispiel, wenn Menschen in der Bibliothek zusammenstehen –, scannt Bücher, erkennt Geldscheine und bietet sogar Orientierungshilfe. All das geschieht per Kamera oder Barcode – das macht es im Alltag extrem nützlich.“

V.l. sitzend Gabriele Schröder, Irmgard Stuhr, Hildegard Fricke, Wolfgang Aschenbrenner (alle Augenblick mal), v.l. stehend 1. Beigeordnete Tanja Gaspers, Kulturamtsleiter Rainter Land, Heidrun Heizmann, Dirk Schäfer (Augenblick mal), Leiter der Stadtbibliothek Philipp Maaß

Der Weg dorthin war ein längerer Prozess. Schäfer erinnert sich: „Wir haben hier angefangen mit einem ganz normalen, großen Bildschirmlesegerät. Aber das war nichts – sperrig, nicht transportabel, einfach nicht praxistauglich.“

Die Lösung kam durch einen Besuch auf der Fachmesse SightCity in Frankfurt: „Ich habe dort die Firma Helptech kennengelernt – die hatten ein Gerät, das leicht, kompakt und einfach zu bedienen war. Genau das, was wir gesucht haben.“ Und mit Blick auf die heutige Ausstattung: „Ihr seid in Troisdorf Vorreiter – ich glaube, Troisdorf hat die einzige Bücherei, die drei solcher Geräte hat. Chapeau!“

Auch die Erste Beigeordnete Tanja Gaspers zeigte sich beeindruckt: „Es ist toll zu sehen, wie moderne Technik Menschen ganz konkret im Alltag unterstützt – das ist ein echter Beitrag zur Inklusion.“

Mit dem neuen Angebot bekennt sich die Stadtbibliothek einmal mehr zu ihrem Anspruch, ein offener und inklusiver „Dritter Ort“ für alle Menschen zu sein – unabhängig von Alter, Herkunft oder Einschränkung. Die Geräte stehen ab sofort zur Verfügung und können über die Bibliothek der Dinge entliehen werden – ein Schritt hin zu mehr Selbstständigkeit, Teilhabe und digitaler Barrierefreiheit in Troisdorf.

Die Selbsthilfegruppe Augenblick mal!, die dieses Projekt mit initiiert hat, trifft sich alle 14 Tage und zählt mittlerweile über 30 Mitglieder. Neben dem regelmäßigen Austausch bietet die Gruppe auch gesellige Angebote: Jeden 1. Donnerstag im Monat findet bei der AWO Troisdorf ein gemeinsames Frühstück statt. Außerdem organisiert die Gruppe zwei Spielenachmittage in der Stadtbibliothek, jeweils am 2. und 4. Donnerstag im Monat um 14 Uhr. Weitere Informationen und aktuelle Hinweise gibt es auf der Facebook-Seite der Gruppe. Neue Interessierte sind jederzeit willkommen.


Stadt Troisdorf
Pressemitteilung 135/2025 vom 28. März ’25 um 11:04 h

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