Führungskräfteseminar 2025

Ein Tag voller Einsatzpraxis, Analysen und Zukunftsthemen
Führungskräfteseminar 2025

Mitte November kamen die Führungskräfte der Feuerwehren aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin zusammen. Die jährliche Fortbildung bietet traditionell immer einen umfassenden Blick auf aktuelle Einsatzlagen, neue Erkenntnisse aus Forschung und Praxis sowie die Gelegenheit zum direkten Austausch.

Rhein-Sieg-Kreis: Das diesjährige Führungskräfteseminar bot erneut einen breiten Mix aus Weiterbildung, Einsatznachbereitung und Zukunftsthemen. Die Vielfalt der Vorträge spiegelte die Bandbreite der Herausforderungen wider, denen die Feuerwehren in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis gegenüberstehen – von alltäglichen Einsatzlagen bis hin zur internationalen Zusammenarbeit. Mit rund 200 Führungskräften zeigte die hohe Beteiligung einmal mehr, wie wichtig Austausch und kontinuierliche Fortbildung für eine moderne und leistungsfähige Gefahrenabwehr sind. Kreisbrandmeister Stefan Gandelau eröffnete die Veranstaltung und stimmte die Teilnehmenden auf einen intensiven Seminartag ein. Allein im Rhein-Sieg-Kreis verzeichnet die Freiwillige Feuerwehr 109 Löscheinheiten, die Tag für Tag bereitstehen.

Plenum mit 200 Führungskräften
© Udo Schumpe

Bereits der erste Vortrag setzte einen starken fachlichen Akzent. Jürgen Buil von der Feuerwehr Kleve widmete sich der taktischen Ventilation und insbesondere den Strömungspfaden, die bei Brandeinsätzen  eine entscheidende Rolle spielen. Er erläuterte, wiesie entstehen, wie sie die Brandausbreitung begünstigen können und welche Gefahren sie für vorgehende Trupps darstellen. Auch der Einfluss von Wind und das Auftreten sogenannter Winddruckflammen wurden detailliert erklärt. Die Zuhörenden erhielten durch umfangreiches Foto-, Video- und Grafikmaterial einen unmittelbaren Eindruck davon, wie schnell sich Versäumnisse in der Ventilation in gefährliche Dynamiken verwandeln können.

Erfahrungsaustausch in der Pause
© Udo Schumpe

Im Anschluss folgte ein Einsatzbericht aus der Region: Der Leiter der Feuerwehr Swisttal, Christian Klein stellte die beiden Brandereignisse bei der Firma Hündgen im Mai 2025 vor. Die Feuerwehr Swisttal wurde bereits in diesem Jahr rund 30-mal zu dem Entsorgungsbetrieb alarmiert, darunter waren 16 Fehlalarme. Meist handele es sich um kleinere Brände, die gut kontrollierbar waren. Größere Lagen träten häufig am Wochenende auf, wenn Entstehungsbrände später bemerkt werden. Als Ursache des Großbrandes im Mai
stellte sich ein im Schredder brennender Akku heraus. Das Firmengelände umfasst rund acht Hektar, der Löschwasserteich fasst 600 m³ Wasser – gewöhnlich ausreichend. Das Unternehmen darf bis zu 10 % Plastikmüll aus ganz Deutschland verarbeiten, aktuell sind es 5%. Klein betonte: „Nach jedem Einsatz in der Vergangenheit haben wir versucht, daraus zu lernen.“ Entsprechend wurde die Einsatzvorplanung kontinuierlich angepasst.

v.l.n.r.: KBM Stefan Gandelau, Oberstleutnant Thomas Kohrs
© Udo Schumpe

Ein weiteres Schwerpunktthema des Vormittags waren Kaminbrände und Kohlenmonoxidgefahren. Die Schornsteinfegermeister Sven Gogol und Maja Braun, beide selbst ehrenamtlich in der Feuerwehr aktiv, berichteten aus ihrem Berufsalltag. Sie machten deutlich, dass ein Kaminbrand meist nicht den Schornstein selbst betrifft, sondern den angesammelten Ruß, der sich unter bestimmten Bedingungen entzünden kann. Wasser sei in solchen Situationen wegen der Explosionsgefahr tabu. Bei einer regulären Kehrung würden etwa zehn bis 20 Liter Ruß anfallen. Bei einem Brand schwillt der gebrannte Ruß manchmal auf das  Zehnfache seines ursprünglichen Volumens an. Für Feuerwehren sei es daher entscheidend, das passende Equipment mitzuführen, um Kaminbrände kontrolliert abarbeiten zu können. Nach einem solchen Ereignis sei zudem immer eine baurechtliche Prüfung des Schornsteins erforderlich.

v.l.n.r.: Maja Braun, KBM Stefan Gandelau, Sven Gogol
© Udo Schumpe

Am frühen Nachmittag berichtete Simon Fritz von der Berufsfeuerwehr Bonn über den EU-Waldbrandeinsatz in Spanien, an dem im August 2025 auch Kräfte aus Bonn, Düsseldorf, Leverkusen, Königswinter und Ratingen beteiligt waren. Das NRW-Modul reiste in einem Konvoi von 67 Einsatzkräften und 21 Fahrzeugen in drei Etappen zum Einsatzort in der Region Extremadura. Dort waren die Teams mit langwierigen und körperlich fordernden Löscharbeiten befasst, spürten Glutnester auf und legten Kontrolllinien an, um die Brandausbreitung zu verhindern. Nachdem der Brand eingedämmt werden konnte, wurde die Einheit weiter nach Kastilien und León verlegt, wo erneut großflächige Vegetationsbrände bekämpft werden mussten. Der Einsatz fügt sich in eine Reihe internationaler Tätigkeiten des Moduls ein, das bereits in Griechenland und Frankreich zum Einsatz gekommen war.

Den Abschluss bildete ein Vortrag von Oberstleutnant Thomas Kohrs, Leiter des  Kreisverbindungskommandos (KVK) Rhein-Sieg. Er erläuterte die Aufgaben des KVK als Schnittstelle zwischen zivilen Katastrophenschutzstrukturen und der Bundeswehr. Besonders anschaulich beschrieb er das Verfahren, über das im Ernstfall militärische Unterstützung angefordert werden kann und machte deutlich, dass hierbei bestimmte Abläufe zwingend einzuhalten sind. Kohrs stellte historische Vergleiche an, schilderte die verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen und gab einen Überblick über den aktuellen Zustand der Bundeswehr. Mit Blick auf die sicherheitspolitische Lage seit Februar 2022 hob er die Bedeutung von Landes- und Bündnisverteidigung hervor.

Zum Schluss zog Kreisbrandmeister Stefan Gandelau ein durchweg positives Resümee:
„Dieser Tag und die angesprochenen Themen haben wieder gezeigt, dass wir nur gemeinsam den Herausforderungen, welche uns gestellt werden, begegnen können. Der Austausch der Führungskräfte in der Fortbildung aber auch die Gespräche in den Pausen bringen uns alle näher zusammen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf der Fortbildung und die Resonanz war sehr gut. Wir freuen uns schon jetzt auf  das nächste Jahr, wenn die Kollegen der Feuerwehr Bonn die Fortbildungsreihe weiterführen“.


Kreisfeuerwehrverband des Rhein-Sieg-Kreises e.V.
Pressemitteilung vom 27. November ’25 um 21:24 h

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