DFeuG NRW – Gewalt gegen Rettungskräfte:
„Helfer sind keine Opfer!“
Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft Nordrhein-Westfalen (DFeuG NRW) schlägt Alarm: Gewalt und Übergriffe gegen Feuerwehr- und Rettungsdienstkräfte haben ein inakzeptables Ausmaß erreicht. Eine aktuelle Auswertung der Vorfälle im Jahr 2024 zeigt, dass auch in NRW und ganz Deutschland immer häufiger diejenigen attackiert werden, die Hilfe leisten. „Wenn Retter zu Opfern werden, läuft etwas grundlegend schief in unserer Gesellschaft“, warnt die DFeuG NRW. Sie fordert Politik und Gesellschaft zum Handeln auf – mit klaren Botschaften und konkreten Maßnahmen. Zentrale Erkenntnisse aus 2024: In mehreren Bundesländern sind die Angriffszahlen auf Einsatzkräfte 2024 weiter gestiegen. Bundesweit wurde bereits 2023 ein Höchststand verzeichnet, Tendenz steigend. Nordrhein-Westfalen bildet hierbei keine Ausnahme: Allein gegen Polizisten gab es 2023 fast 10.000 Gewalttaten (+19 % ggü. Vorjahr) – ein Indikator für das generell rauer werdende Klima, dem sich auch Feuerwehrleute und Sanitäter ausgesetzt sehen.
„2023 sind jeden Tag durchschnittlich 65 Polizistinnen und Polizisten in NRW Opfer von Gewalt geworden“, berichtete Innenminister Herbert Reul erschüttert. Die DFeuG ergänzt: Auch Feuerwehr- und Rettungskräfte werden täglich beleidigt, bespuckt oder angegriffen. Diese Übergriffe passieren überwiegend im Einsatz – etwa, wenn Helfer Menschen aus Notlagen retten wollen und von Umstehenden daran gehindert oder attackiert werden. Aktuelle Lage in NRW: Die Feuerwehr-Gewerkschaft beobachtet auch in Nordrhein-Westfalen mit Sorge eine Zunahme von Respektlosigkeit und Gewalt. Zwar liegen für 2024 noch nicht alle Zahlen vor, doch die Tendenz der letzten Jahre ist eindeutig: Immer mehr Einsätze enden für unsere Kolleginnen und Kollegen selbst im Krankenhaus oder zumindest unter seelischer Belastung. Beispielsweise wurden in der vergangenen Silvesternacht landesweit Dutzende Angriffe auf Einsatzkräfte registriert (Böllerwürfe, Flaschenwürfe etc.), in mehreren Fällen wurden Rettungsteams nur unter Polizeischutz ihrer Aufgabe gerecht. Regional sind Brennpunkte erkennbar – etwa in großen Städten wie Köln, Duisburg oder Essen, wo Rettungswagenbesatzungen immer wieder von aggressiven Partygästen oder Gaffern bedrängt wurden (so geschehen anKarneval und an Wochenenden 2024). Die DFeuG NRW betont jedoch: „Jeder Angriff ist einer zu viel – egal ob in der Großstadt oder auf dem Dorf.“ Selbst in kleineren Orten in NRW gab es Fälle von Gewalt gegen Feuerwehrleute, etwa wenn sie bei Verkehrsunfällen Unfallverursacher aus dem Auto schneiden mussten und plötzlich von diesen beschimpft oder getreten wurden.
Stellungnahme DFeuG NRW:
„Helfer sind keine Opfer!“ – unter diesem Leitmotiv steht die Forderung der DFeuG NRW. „Wir kommen, um zu helfen – und wir werden selbst zur Zielscheibe. Das ist absolutnicht hinnehmbar“, stellt der Landesvorstand klar. Die Gewerkschaft prangert an, dass fehlender Respekt und enthemmte Gewalt die Einsatzkräfte massiv gefährden. „Unsere Feuerwehr- und Rettungsleute halten tagtäglich den Kopf für die Bürger hin. Es ist beschämend, mit welchem Hass und welcher Aggression sie dabei konfrontiert werden“, so René Hill. Viele Angehörige der Feuerwehr und des Rettungsdienstes fühlen sich von der Entwicklung alleingelassen. Immer wieder hören wir von Kollegen: ‘Warum tue ich mir das noch an? ’ – Die Motivation, ehrenamtlich zu helfen oder im Schichtdienst für Sicherheit zu sorgen, leidet enorm, wenn Übergriffe zum Alltag gehören. Forderungen an Politik und Gesellschaft: Die DFeuG NRW ruft zu einem entschlossenen Gegensteuern auf. Insbesondere fordert die Gewerkschaft: Härtere Strafen und konsequente Strafverfolgung: „Wer Einsatzkräfte angreift, muss die volle Härte des Gesetzes spüren“, fordert die DFeuG NRW, in Einklang mit Bundesinnenministerin Faeser. Konkret unterstützt die Gewerkschaft Initiativen, das Mindeststrafmaß für tätliche Angriffe auf Einsatzkräfte von derzeit 3 Monaten auf 6 Monate Freiheitsstrafe anzuheben. Bloße Geldstrafen dürfen bei solchen Taten nicht mehr möglich sein! Bei besonders perfiden Taten – etwa, wenn Retter in einen Hinterhalt gelockt werden – sollte aus Sicht der DFeuG sogar mindestens 1 Jahr Haft vorgesehen werden. Wichtiger noch: Jede angezeigte Attacke muss von der Justiz zügig und konsequent verfolgt werden. „Es darf keine Bagatellisierung mehr geben – kein ‘Das war doch nur ein Böllerwurf’ – solche Täter gehören vor Gericht und angemessen bestraft.“ Besserer Schutz im Einsatz: Die Gewerkschaft verlangt vom Land NRW und den Kommunen, die Schutzausrüstung und Einsatzkonzepte den neuen Gefahren anzupassen. Dazu gehört z. B. der Einsatz von Bodycams auch für den Rettungsdienst, wie er in einigen Regionen erprobt wird, um abschreckend zu wirken und Beweismittel zu sichern. Auch gemeinsame Übungen vonFeuerwehr/Rettung mit der Polizei für eskalierende Lagen (Stichwort: „Gewalt im Einsatz“) sollten ausgebaut werden. „Unsere Leute brauchen Training, wie sie mitaggressiven Patienten oder aufgebrachten Menschenmengen umgehen können, ohne selbst verletzt zu werden.“ Ebenso nötig: ausreichend Personal, damit im Ernstfallzurückgezogen werden kann, bis polizeiliche Unterstützung eintrifft – und die Einsätze notfalls mit mehr Kräften gefahren werden. Schutzausstattung wie Helme mit Visier, Schutzbrillen und notfalls Stichschutzwesten für Sanitäter dürfen kein Tabu mehr sein, so die DFeuG NRW. „Wenn Feuerwehrleute mit Steinen beworfen werden, müssen sie genauso geschützt sein wie die Polizei.“ Meldevorgänge und Statistik verbessern: Viele Übergriffe verschwinden in der Dunkelziffer, weil sie nie offiziell gemeldet werden. Die DFeuG NRW begrüßt deshalb Initiativen wie den in NRW eingeführten Meldeerlass und das IMEG-Portal (Informationsportal für Gewaltvorfälle), wonach alle Arbeitgeber von Rettungskräften verpflichtet sind, Angriffe zu melden. „Wir brauchen valide Zahlen, um das Problem in seiner ganzen Dimension anzugehen“, so die Gewerkschaft. Feuerwehr und Rettungsdienstleitungen werden aufgefordert, jeden Vorfall – ob verbal oder körperlich – systematisch zu erfassen und an die Innenbehörden zu melden. Nur so könne Druck für weitere Maßnahmen aufgebaut werden. Die DFeuG wird selbst intern ihre Mitglieder ermutigen, Übergriffe konsequent anzuzeigen. „Jede nicht gemeldete Attacke ist eine verpasste Chance zur Ahndung und verzerrt das Lagebild“, warnt die Gewerkschaft. Gesellschaftlicher Wandel und Prävention: Neben Repression setzt die DFeuG NRW auf Prävention und Aufklärung. „Respekt gegenüber Einsatzkräften muss wieder selbstverständlicher Anstand werden“, heißt es in der Erklärung. Die Gewerkschaft unterstützt Kampagnen wie „Respekt? Ja, bitte!“, die auf einen Kulturwandel abzielen. Bereits in Schulen und Jugendeinrichtungen solle auf dieBedeutung von Feuerwehr und Rettungsdienst hingewiesen werden – und darauf, dass Angriffe auf Helfer absolut „No-Go“ sind. Außerdem appelliert die DFeuG an jeden einzelnen Bürger: „Schauen Sie nicht weg, wenn Helfer attackiert werden – beziehen Sie Haltung!“ Zivilcourage und Solidarität mit den Einsatzkräften seien wichtig. Gaffer und Pöbler am Einsatzort sollten von umstehenden Unbeteiligten in ihre Schranken gewiesen werden (sofern gefahrlos möglich). „Wir brauchen ein Klima, in dem jeder weiß: Wer der Feuerwehr oder dem Rettungsdienst in den Arm fällt, stellt sich gegen die Gemeinschaft.“ Unterstützung der Einsatzkräfte: Last but not least fordert die DFeuG eine bessere Betreuung der betroffenen Helfer. Kollegen, die Gewalt erfahren mussten, brauchen psychologische Nachsorge und Rückendeckung ihrer Dienstherren. „Ein Verletzter Feuerwehrmann ist nicht nur eine Statistik – das ist ein Kamerad, der vielleicht langfristig traumatisiert ist.“ Hier wünscht sich die Gewerkschaft etwa den Ausbau von Beratungsangeboten und eine “Kultur des Meldens” ohne Scham. Wer Opfer von Gewalt wurde, darf nicht das Gefühl haben, darüber schweigen zu müssen oder alleinzustehen.
Fazit und Ausblick: Die DFeuG NRW macht deutlich, dass jetzt gehandelt werden muss, damit nicht noch mehr Einsatzkräfte ihren Dienst quittieren oder im schlimmsten Fall zu Schaden kommen. „Unsere Einsatzkräfte verdienen Respekt und Anerkennung – keine Tritte und Schläge“, heißt es eindringlich. Die Entwicklung der letzten Jahre zeige, dass ohne entschlossenes Gegensteuern ein weiterer Anstieg der Gewalt droht. Doch die Trendwende ist möglich! Die nahezu gewaltfreie Silvesternacht in Berlin 2023/24 habe bewiesen, dass mit den richtigen Maßnahmen der Schutz der Helfer verbessert werden kann. „Daran müssen wir anknüpfen – bundesweit und hier in NRW“, so die DFeuG. Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft NRW ruft alle Verantwortlichen – Innenpolitik, Justiz,Kommunen – sowie die gesamte Bevölkerung dazu auf, sich gemeinsam hinter ihre Feuerwehr- und Rettungskräfte zu stellen. Angriffe auf Helfer dürfen nicht hingenommen oder relativiert werden. „Null Toleranz bei Gewalt gegen Einsatzkräfte“ lautet die zentrale Forderung. Die heute veröffentlichte Analyse der Übergriffe 2024 soll ein Weckruf sein:
Helfer sind keine Opfer – wir müssen sie schützen, jetzt!
Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft
Pressemitteilung vom 07. Juli ’25 um 20:39 h