Prof. Harald Lesch

Gespräch und Gottesdienst über Klimakrise mit Prof. Harald Lesch
„Die gute Nachricht lautet: Wir können noch etwas tun!“

„Ein starkes Plädoyer für engagierten Klimaschutz – und viele haben es gehört.“ So lautet das Fazit von Superintendentin Almut van Niekerk vom Evangelischen Kirchenkreis An Sieg und Rhein, die in der Troisdorfer Johanneskirche TV-Moderator und Astrophysiker Prof. Dr. Harald Lesch am Samstag zu Gespräch und Gottesdienst begrüßen konnte.

„Das Wasser steht uns bis zum Hals, wenn wir auf das Klima schauen“, doch im kürzlichen Bundestagswahlkampf war es praktisch kein Thema, erklärte zu Beginn Gemeindepfarrer Sebastian Schmidt, der die Doppelveranstaltung mit vorbereitet und geleitet hat. Warum ist die Klimakrise kein großes Thema in der Gesellschaft, bat die Superintendentin um Leschs Einschätzung. „Es ist nichts, worüber man sich unterhält, wie etwa über das Wetter, sondern eine schwierige Größe“, so Lesch. Extremwetter werden stärker, Dürren länger, die Kohlendioxidemissionen sind „für unsere Kindeskinder katastrophal“ – das alles führe zu Überforderungsgefühlen. Aber warum ignorieren die Menschen die Fakten, lautete die nächste Frage. Für die Leugnung des Klimawandels gebe es keine Begründung – bzw. nur eine psychologische. Lesch: „Der Wandel ist real und gefährlich. Wir Menschen sind die Ursache, und die gute Nachricht lautet: Wir können noch etwas tun!“

Foto: EKASuR/Anna Neumann

Schnell kamen auch Besucher*innen mit ihren Fragen zu Wort. Dabei trafen gelegentlich unterschiedliche Ansichten aufeinander. Prof. Lesch konnte mit Fakten Falschaussagen widersprechen. Beispielsweise vertrat ein Besucher die These, Deutschland sei im weltweiten Vergleich nur geringfügig an der CO2-Belastung beteiligt – „warum werden wir geknebelt?“ Lesch verwies darauf, dass Deutschland, der Exportweltmeister, einen hohen Anteil an Emissionen habe – vielfach exportiert. Wir seien keineswegs in der „Champions League der Klimaschützer“ und hätten „noch nicht einmal angefangen mit der Energiewende“.

Praktisch wandte sich Lesch mehrfach deutlich gegen den Kauf von Verbrennermotoren. Bei der folgenden engagierten Diskussion bezeichnete er Verbrenner als „indiskutabel ineffizient“. Klar, E-Mobilität ist sauberer, einfacher und deshalb die Zukunftstechnik, meinte ein weiterer Zuhörer – aber es müsse noch Strom aus dem Ausland zugekauft werden. In seiner Antwort verwies Prof. Lesch darauf, dass Stromnetze sinnvollerweise auf Austausch angelegt werden und sprach damit Reichweitenfragen und das Thema Dunkelflauten an. Heißt: auf jedes Dach eine Photovoltaikanlage und über Windräder nicht klagen, so lange für Golfplätze immer noch wesentlich mehr Platz verbraucht wird.

Foto: EKASuR/Anna Neumann

Das Speichern von Energie sei die Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Dabei entwickle beispielsweise China heute Batterien, die Dunkelflauten abfedern können. Und die bezahlbarer werden, je mehr produziert werden. Aus Dänemark könnten wir auch lernen, wie bidirektionales Be- und Entladen von Batterien funktioniert – auch finanziell. Auf diese Weise könnte Autofahren kostenfrei werden. „So geht Energiewende.“ Eine der weiteren Fragen aus dem Publikum drehte sich um den Aspekt, was denn der einzelne Mensch noch ausrichten kann. Es sei wichtig, sich zusammenzuschließen, betonte Lesch. Wichtigster Hebel für die Energiewende sei es, erneuerbare Energien in Bürgerhände zu geben. „Ohne Energie ist alles nichts“ – sagte Lesch und warb dafür, Mitglied in regionalen Bürgerenergie-Genossenschaften zu werden.

„Vernunft breitet sich aus über die Bundesrepublik Deutschland“ – das Reinhard-Mey-Lied hatte sich Prof. Lesch ausgesucht, als er im Vorfeld um einen Liedwunsch gebeten worden war. Vernunft breitet sich aus – Lisa und Jakob Kühnemann performten dieses und andere Lieder im ersten Teil des Abends. „Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben“ – eine Liedzeile bildete dann auch die Überschrift über dem zweiten Teil, einem Gottesdienst, ebenfalls mit Prof. Lesch.

Im Predigtgespräch mit Pfarrer Schmidt stand Jesu Gleichnis von den anvertrauten Talenten im Zentrum. Drei Knechte erhalten verschieden hohe Geldbeträge von ihrem Chef und gehen damit unterschiedlich um. Der erste erhält das meiste Geld und macht daraus auch das meiste. „Das Fatale“ sei der letzte Satz in diesem biblischen Gleichnis, so Lesch: „Wer hat, dem wird gegeben – der Vorteil verstärkt sich, das ist schwierig.“ Unterschiede werden stärker, führen auch zu Konflikten. „So sollte es eigentlich nicht sein.“ Das sei vielleicht eine realistische Betrachtung, meinten Physiker und Theologe übereinstimmend.

Aber, so Leschs Aufruf: „Als Christen können wir den Unterschied machen. Du bist ein Wesen, das handeln kann, also tue es. Du kannst jeden Tag neu anfangen.“ Unternehmen könnten in Transformationsprozesse investieren, statt „auf dem Altar der Rendite Arbeitsplätze zu opfern“. Wir Menschen sollten „so handeln, dass ein gedeihliches Leben für alle Geschöpfe möglich ist“.

In den Fürbitten des Gottesdienstes, den die Kantorei der Johanneskirche mitgestaltete, wurde für alle gebetet, die unter Waldbränden, Überschwemmungen und Stürmen leiden, den Folgen des Klimawandels. Die Kollekten gehen an den klimaneutralen Neubau des kirchlichen Campus in der tansanischen Hauptstadt Daressalem und die Flüchtlingshilfe in Nordgriechenland.


Evangelischer Kirchenkreis An Sieg und Rhein
Pressemitteilung Nr. 020 vom 09. März ’25 um 13:00 h

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