Linksjugend Rhein-Sieg fordert Umbenennung der Troisdorfer Carl-Diem-Straße nach der Widerstandskämpferin Katharina Overath
Die Aktivist*innen der Linksjugend haben in einem fünfseitigen offenen Brief an die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen, Linke und DIE FRAKTION Argumente für eine Umbennenung der Carl-Diem-Straße nach der Widerstandskämpferin Katharina Overath zusammengetragen und rufen darin die Fraktionen dazu sich auf einen gemeinsamen Antrag zu verständigen. Hintergrund ist ein Antrag von Schüler*innen des Heinrich-Böll-Gymnasiums, die alle Straßennamen von Troisdorf überprüft und im Falle der Carl-Diem-Straße eine Umbenennung empfohlen hatten. Im zuständigen Ortsausschuss wurde abweichend davon mit nur einer Stimme Mehrheit entschieden statt einer Umbenennung der Straße lediglich das Straßenschild mit einem „geschichtskritischen“ Zusatztext zu versehen. „Ein Etikettenschwindel, wie er im Buche steht“, so Tim Senkowski, Sprecher der Linksjugend, „denn der vorgesehene Text ist überhaupt nicht geschichtskritisch, sondern relativiert die Rolle Diems im Nationalsozialismus. Darüber hinaus werden weder der Antisemitismus und Rassismus in Diems privaten Korrespondenz noch seine vor Nationalismus triefenden öffentlichen Reden, die er bereits in der Zeit vor der Machtübertragung an die Nationalsozialist*innen hielt und auch die Durchhalterede im März 1945 mit der er zwangsrekrutierte Jugendliche zum aussichtlosen Kampf gegen die Rote Armee anstachelte, mit keinem Wort erwähnt. Es drängt sich die Frage auf wie ernst manche Kommunalpolitiker*innen das Anliegen der Schüler*innen des Heinrich-Böll-Gymnasiums nach einer gemeinsamen, verantwortungsvolle Aufarbeitung der Troisdorfer Stadtgeschichte nehmen“
Statt mit knappen Mehrheiten die bestehende Spaltung in der Frage des Umgangs mit der Carl-Diem-Straße zu vertiefen halten es die Aktivist*innen für politisch sinnvoller einen fraktionsübergreifenden Konsens herzustellen. Hierfür schlagen sie vor, die derzeitige Carl-Diem-Straße nach Katharina Overath geb. Meier umzubennen. „Katharina Overath befreite die jüdische Troisdorfer Familie Bernauer 1944 aus dem KZ in Köln-Müngersdorf indem sie den SS-Wachen erklärte, dass es sich um eine Verwechslung handeln würde und versteckte sie anschließend bis zum Kriegsende bei der befreundeten Familie Weeg in Lohmar-Wahlscheid“, erklärt Senkowski, „ihre Eltern sowie die Familie Weeg gehörten zum christlich-konservativen Widerstand. Katharina, ihre Eltern sowie die Familie Weeg wurden für ihren Mut 1990 in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem mit dem Titel der „Gerechten unter den Völkern“ ausgezeichnet. Wir sind uns sicher, dass der Vorschlag für alle angeschriebenen Fraktionen tragbar ist. Zumal Katharina Overath wesentlich besser zu den Kriterien passt, die der stadtinterne Arbeitskreis für Straßennamen der Stadt Troisdorf aufgestellt hat: So würde ein Bezug zur Stadtgeschichte hergestellt und auch die Sichtbarkeit von Frauen im Straßenbild erhöht. Dass Katharina Overath, ihre Familie und die Familie Weeg sich mit ihrem Wirken wesentlich mehr um die Stadt Troisdorf verdient gemacht haben und eine höhere Vorbildfunktion besitzen als Carl Diem dürfte ausser Frage stehen.“
Die Linksjugend ist sich ausserdem sicher, dass sich auch die betroffenen Anwohner*innen endlich ein Ende der Debatte wünschen. So wurde bereits zweimal über eine mögliche Umbennennung diskutiert. Ein unhaltbarer Zustand für die Aktivist*innen.
„Mit der Umbennenung nach Katharina Overath könnte endlich die Debatte zu einem positiven Ende gebracht werden und die Anwohner*innen der derzeitigen Carl-Diem-Straße müssten nicht alle Jahre wieder mit denselben Diskussionen konfrontiert werden. Allerdings sind auch die 150 Euro pauschale Entschädigung viel zu wenig für die entstehenden Kosten bei der Änderung der persönlichen Papiere. Hier muss von die beschlossene pauschale Kostenerstattung in eine individuelle umgestaltet werden“, so Senkowski abschließend.
Über ihre Forderungen informiert die Linksjugend Rhein-Sieg am 12. und 26. Oktober ab 12 Uhr mit einem Infostand in der Troisdorfer Innenstadt vor der Galerie Troisdorf.
Linksjugend [’solid] Rhein-Sieg
Pressemitteilung vom 06. Oktober 2024, 15:09 h