Diakonie entwickelt digitales Zukunftsprojekt:
Sozialberatung für komplexe Lebenslagen
Wohin wendet man sich, wenn alles gleichzeitig kommt? Wenn zu Sorgen während der Schwangerschaft auch noch eine Suchterkrankung hinzukommt – und der nächste Termin bei der Ausländerbehörde drängt. Viele Menschen erleben genau solche komplexen, belastenden Lebenssituationen. Bisher müssen sie sich dafür oft an viele unterschiedliche Stellen wenden.
Mit der Integrierten Sozialberatung denkt die Diakonie An Sieg und Rhein die soziale Beratung im Rhein-Sieg-Kreis neu – und das möglichst niedrigschwellig, vernetzt und digital. Die Aktion Mensch Stiftung unterstützt für ein Jahr die ersten Entwicklungsschritte des Projekts zunächst mit 50.000 Euro.

Quelle: Diakonie An Sieg und Rhein/Nastassja Lotz
„Wir möchten, dass der Mensch der Hilfe nicht mehr hinterherlaufen muss – sondern dass die Hilfe zum Menschen kommt“, sagt Patrick Ehmann, Geschäftsführer der Diakonie An Sieg und Rhein. „Dazu braucht es moderne Strukturen und digitale Möglichkeiten – aber vor allem einen Perspektivwechsel: weg von fragmentierter Beratung, hin zu echter Zusammenarbeit.“
Die Integrierte Sozialberatung soll Ratsuchende künftig aus einer Hand begleiten, anstatt sie – wie bisher oft – zwischen verschiedenen Stellen zu verweisen. Dafür schalten Berater*innen bei Bedarf direkt Fachkräfte aus anderen Themenbereichen zu, die direkte Unterstützung bieten können. „So können wir ein Zuständigkeiten-Ping-Pong zwischen verschiedenen Beratungsstellen vermeiden“, erklärt Ehmann. Der digitale Fokus des Projekts ermöglicht stattdessen eine ortsunabhängige und effiziente Beratung.
Wichtiger Baustein in der Strategie der Diakonie
„Die Integrierte Sozialberatung ist ein strategischer Meilenstein für uns als Diakonie“, betont Michaela Teigelmeister, Fachbereichsleitung der Suchthilfe. „Menschen können dann sicher sein, dass sie mit all ihren Themen richtig bei uns sind – egal ob sie wegen einer psychischen Erkrankung oder Problemen mit dem Amt kommen. Wir erkennen früh, wo noch weitere Unterstützung gebraucht wird.“
Gerade weil mit der Integrierten Sozialberatung Themen im Zusammenhang betrachtet werden, können Hilfen besser ineinandergreifen, was Zeit, Wege und Bürokratie spart. Das ist besonders im weitläufigen Rhein-Sieg-Kreis ein echter Gewinn. „Stellen Sie sich vor, jemand kann auf dem Supermarkt-Parkplatz in Much oder in der Bibliothek in Hennef digital Hilfe bekommen – das macht Beratung nahbar und erreichbar“, beschreibt Teigelmeister die Vision hinter dem Konzept.
Projektstart mit Rückenwind
Projektkoordinatorin Rosa Havermann leitet in den kommenden Monaten der Planungsphase die ersten Schritte der Entwicklung. Es stehen erste Bedarfserhebungen, interne Workshops und Abstimmungen mit Partnerstellen an.
„Wir nutzen reale Beratungsverläufe, um gezielt herauszuarbeiten, wo die integrierte Sozialberatung künftig konkrete Verbesserungen bringt – für Ratsuchende genauso wie für unsere Fachkräfte“, erklärt Havermann. „Unser Ziel ist es, belastbare Grundlagen zu schaffen, damit wir am Ende genau wissen, was wirkt und wie wir es technisch und fachlich gut umsetzen können.“ Die Ergebnisse der Planungsphase bilden die Basis für die anschließende konkrete Umsetzung des Projekts.
Evangelischer Kirchenkreis An Sieg und Rhein
Pressemitteilung Nr. 044 vom 27. Mai ’25 um 13:47 h