Kreissynode – Bleibt fröhlich in der Hoffnung
Gemeinsame Pilgertouren in der Region an Sieg und Rhein anbieten. Taufe, Trauung und Bestattung so gestalten, dass sie den Menschen und ihren Wünschen noch einmal besser entgegenkommen. Als evangelische Kirche sichtbarer für die Menschen da sein und für den Glauben werben, um dem allgemeinen Trend des schwindenden Rückhalts von Institutionen mehr entgegenzusetzen. Das sind Ergebnisse der Kreissynode An Sieg und Rhein, die am Freitag und Samstag in Sankt Augustin getagt hat.
Die rund 150 Mitglieder der Kirchenversammlung verabschiedeten außerdem den Haushalt für das kommende Jahr. Die Etatplanung gilt für den Evangelischen Kirchenkreis An Sieg und Rhein, seine Diakonie, das Evangelische Jugendwerk Sieg • Rhein • Bonn sowie das Kindertagesstätten-Referat – also alle übergemeindlichen Aufgaben in der Region mit den 28 evangelischen Gemeinden. Geplant wird für 2023 mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von rund 25 Millionen Euro. Die Umlage der Gemeinden für die gemeinsamen Aufgaben soll, so der Beschluss, im nächsten Jahr bei 23,9 Prozent liegen.
Verluste und neue Aufbrüche
Die Kreissynode sei sinnbildlich eine Raststelle, sie bietet die Gelegenheit zum Rückblick auf die vorige Etappe und den Ausblick auf den nächsten Streckenabschnitt – der ziemliche Steigungen aufweise. So führte Superintendentin Almut van Niekerk in den Bericht des Kreissynodalvorstandes (KSV) ein. „Jeder Verlust schwächt uns“, erklärte die leitende Theologin angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Mitglieder zuletzt auf rund 105.000 gesunken ist. Neue Aufbrüche, angeregt auch durch die neue Konzeption des Kirchenkreises, seien dagegen ermutigend.
Von erfreulichen Ereignissen in den zurückliegenden Wochen und Monaten ist im KSV-Bericht selbst auch die Rede, ein der Synode schriftlich vorgelegter Text. Taufen, Konfirmationen und Trauungen konnten (nach-) gefeiert werden. Es gab Gemeindefeste und Konfi-Camps, Chor- und Jugendfreizeiten. Benannt sind auch die großen Sorgen: die Pandemie, der russische Angriffskrieg, die im Dürre-Sommer mit den niedrigen Flusspegeln sichtbare Klimakatastrophe, die rasanten Preissteigerungen bei Lebenshaltungs- und Energiekosten.
Miteinander in Bewegung kommen – das ist eines der Ziele der geplanten Aktion Pilgern im Kirchenkreis. Die aus dem Prozess der Umsetzung der neuen Konzeption erwachsene Initiative ist als offenes Angebot gedacht. Eine erste Tour ist für Juni nächsten Jahres in Planung. Eine zweite Initiative gilt der Hilfe für Geflüchtete – speziell durch die Gewährung von Kirchenasyl. Um das Seelsorgeangebot in der Region insgesamt abzusichern, wird in einer dritten Initiative gerade geklärt, ob sinnvollerweise Ehrenamtliche für Seelsorgeaufgaben qualifiziert werden können.
Kasualien sollen Freude bereiten
„Segens-Räume. Aktuelle Veränderungen in der Kasualpraxis“ war der Vortrag von Dr. Frank Peters betitelt. Der Dezernent für Gottesdienst und Lebensordnung im Düsseldorfer Landeskirchenamt stellte den vier Kasualien Taufe, Konfirmation, Trauung und Bestattung vielfältige „neue“ hinzu, beispielsweise Segensfeiern zur Geburt, Einschulungsgottesdienste oder auch Feiern zum Eintritt in den Ruhestand. Man wisse: „Kasualerfahrungen bleiben in Erinnerung.“ Umso wichtiger, dass es positive sind. Sein Appell: „Kasualien sollen Freude machen.“
Formaler Anlass für dieses Synodenthema ist die anstehende Reform der Kirchenordnung, die u.a. eine Liberalisierung der Kasualien beinhalten könnte. Doch schon allein die Entwicklungen setzen das Thema auf die Agenda, wie Peters deutlich machte. „Die Konkurrenz schläft nicht“, sagte er. So engagieren Menschen immer öfter freie Trau- und Trauerredner.
Begeisternder werben
Was tun? Aus Sicht der Referenten hilft zu beachten: „Die Mitglieder wollen nicht Kunde genannt werden, aber sie verhalten sich so.“ Das löse Spannungsfelder aus: Taufe, Trauung und Co. sollen möglichst individuell gestaltet werden, aber doch auch Zusammenhalt bieten. Sie sollten zugleich innovativ und traditionell ausfallen. Am liebsten würden sie als Privatfeier gestaltet werden, die aber auch Zusammengehörigkeit schafft.
Immer häufiger möchten Mitglieder die Kirche als Dienstleister in Anspruch nehmen. Die Gemeinden müssten „nicht alles möglich machen“, so Frank Peters, sollten aber auch nicht Wünsche einfach abschlagen. Empfiehlt als „goldene Regel“: Interpretation vor Konfrontation. Wünsche erst einmal verstehen, verloren gegangenes religiöses Wissen durch Erläuterungen füllen und „bewusster, deutlicher, begeisternder werben“.
Evangelischer Kirchenkreis An Sieg und Rhein
Pressemitteilung Nr. 112 vom 06. November 2022, 10:41 h